Am Freitag, 25. Oktober 2024 durfte unser Präsident, Stephan Grau, 30 Teilnehmende anlässlich des IFU-Lunches zum Thema «30. Zentralschweizer Neuunternehmerpreis» im Grand Casino Luzern begrüssen.
Neue und innovative KMU sind die Zukunft unserer Wirtschaft. Ihre Risikobereitschaft und ihr Engagement verdienen höchste Anerkennung. Um diesen Mut zum Schritt in die Selbständigkeit zu würdigen, hat die Gewerbe-Treuhand 1994 den Zentralschweizer Neuunternehmerpreis ins Leben gerufen. Mit dieser Auszeichnung werden Neuunternehmerinnen und -unternehmer ausgezeichnet, die sich durch außergewöhnliche Ideen, herausragenden Einsatz und besonderes Fingerspitzengefühl auszeichnen. Am 10. September 2024 wurde der Zentralschweizer Neuunternehmerpreis, dotiert mit CHF 10'000, bereits zum 30. Mal verliehen.
Der Präsident hat die Sieger und zwei von fünf Finalistinnen und Finalisten vorgestellt und interviewt:
- Jeffrey Christen & Nando Nichele, Gewinner mit Zero waste GmbH, Merlischachen
- Michael Schacher, Finalist mit Alligator AG, Rotkreuz
- Benjamin Schmeisser, Finalist mit EOC energy ocean GmbH, Luzern
Angela Vögtli, Jerome Müller, Marco Röllin & Lukas Schnieper der Gameorama AG, Luzern und Andreas Wallimann, Samuel Muff & Stella Holz von Saunaboot GmbH, Kastanienbaum, gehören ebenfalls zu den Finalistinnen und Finalisten de 30. Zentralschweizer Neuunternehmerpreises, konnten jedoch an der Vorstellungsrunde nicht teilnehmen.
Zero waste GmbH, Merlischachen mit ihrer Marke «Kiyo», kurz vorgestellt:
Die beiden Neuunternehmer Jeffrey Christen und Nando Nichele haben sich gefragt, was genau denn in unserer Zahnpasta steckt, die wir seit unserer Kindheit mehrmals täglich benutzen. Interessanter Fakt: Aneinandergereiht umrunden die pro Jahr weltweit weggeworfenen Zahnpasta-Tuben beinahe 75x die Erde - eine grosse Menge an Plastik.
Intensive Recherchen zeigten, dass eine herkömmliche Zahnpasta aus der Tube zu 80% aus Wasser besteht. Weitere Inhaltsstoffe erfüllen zwar ihre Funktion, sind aber häufig schädlich oder aggressiv für Mensch und Umwelt. Jeffrey Christen und Nando Nichele sind der Überzeugung, dass diese Stoffe weder in unseren Körper noch in die Natur gehören und begaben sich auf die Suche nach überzeugenden Alternativen. Auf dem Markt gab es jedoch keine Produkte, welche ihren Ansprüchen entsprachen und so nahmen sie die Sache selbst in die Hand, um eine Zahnpflege zu entwickeln, die nicht nur wirksam und natürlich ist, sondern auch umweltfreundlich.
Heute umfasst ihre natürliche und nachhaltige Zahnpflegereihe «Kiyo» (was auf Japanisch «rein» bedeutet) nicht nur Zahnpasta Tabs, sondern auch Mundspül Tabs, Mundziehöl, Zahnseide und weitere Produkte für die nachhaltige Zahnpflege – und dies alles Made in Switzerland.
Die beiden Neuunternehmer wussten bereits seit ihrem Start, dass sie einen passenden Partner haben wollten, um einen Teil ihrer Einnahmen an Umwelt- & Entwicklungsprojekte zurückzugeben. Mit «Buy Food with Plastic» einem Schweizer NGO mit Sitz in Zürich haben sie den idealen Partner gefunden, welcher mit Transparenz und echtem Impact, global denkt und lokal handelt. Mit jeder Bestellung bei «Kiyo» fliesst ein Teil der Einnahmen an Buy Food with Plastic.
Alligator AG, Rotkreuz, kurz vorgestellt:
Im Jahr 2021 gegründet, verfolgte das Start-up das klare Ziel, die Energieverbindung zwischen Zugmaschine und Auflieger zu automatisieren und zu vernetzen. Durch diese Vision streben sie ein flexibleres Energiemanagement an, was wiederum zu einer erhöhten Prozess- und Energieeffizienz führt. Sie sind davon überzeugt, dass der Einsatz moderner Innovationen heute einen entscheidenden Einfluss auf die Umwelt von morgen hat.
Gemäss der Erhebung des Bundesamts für Statistik stammen rund 25% des CO2 Ausstosses in der Schweiz von schweren Last- und Lieferwagen sowie von Bussen. Der Schweizer Markt für neue Nutzfahrzeuge wächst stetig. In den ersten 4 Monaten im Jahr 2024 wurden 1'607 Neuzulassungen für schwere Nutzfahrzeuge erteilt, 14.4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2023. Der Anteil an LKWs mit alternativen Antriebssystemen wächst dabei spürbar. 133 Fahrzeuge davon fahren vollelektrisch und kommen somit auf einen schweizweiten Marktanteil von 8.8 Prozent. Eine erfreuliche Entwicklung! Die komplette Aufladung eines E-Lastwagens beträgt je nach Hersteller ca. 2.5 – 3 Stunden. Beim Umstieg einer Spedition auf Elektromobilität müssen die Ladezeiten und die Reichweiten der Fahrzeuge bei der Planung von Routen und Zeitplänen berücksichtigt werden. Die Herausforderung besteht darin, die Zeitverluste beim Laden so weit wie möglich zu minimieren. Genau hier kommt das System von Alligator AG ins Spiel.
Verbinden und Übertragen «Powerbank-Auflieger»
Die patentierte Technologie der Alligator AG ermöglicht erstmals eine Hochvoltverbindung zwischen Sattelzugmaschine und Auflieger und schafft so die Basis für eine erweiterte, effiziente Nutzung elektrischer Energie in der Logistik.
Diese Lösung erlaubt es, Batterien im Auflieger unterzubringen und mit dem Hochvoltnetz des Zugfahrzeugs zu vernetzen, was elektrifizierte Logistikprozesse ohne Ladestopps, eine verbesserte Nutzung von Solarenergie und Kosteneinsparungen bei Energie und Ladeinfrastruktur ermöglicht.
Ein weiteres Plus: die Dachfläche des Aufliegers, erlaubt in der Schweiz ist eine Grösse von max. 35 m², kann mittels moderner Solarpaneelen bis zu 6.000 kWh pro Jahr erzeugen. Die Alligator Hochvoltschnittstelle ermöglicht es, diese Energie an das Hochvoltnetzwerk der Sattelzugmaschine zu koppeln - genug, um jährlich etwa 5.000 km zurückzulegen.
EOC energy ocean GmbH, Luzern, kurz vorgestellt:
Die beiden Gründer von EOC energy ocean GmbH, Benjamin Schmeisser und Sylvan Oehen haben im Weiler Hofstatt in Luthern die erste Pyrolyseanlage des Kantons Luzern gebaut. In der Pyrolyseanlage wird mit Restholz (aus den Wäldern der Kooperation «Wald Luzerner Hinterland», aus Sägereien und Kompostierung), welches keine Verwendung mehr findet für die Herstellung von Möbeln etc., 400 Tonnen Pflanzenkohle pro Jahr hergestellt.
Bei diesem Prozess wird der Kohlenstoff im Holz nicht wie bei der Verbrennung oder beim Verrotten in der Natur freigesetzt und belastet somit das Klima, sondern mittels Erhitzung im luftdichten Heizkessel verschwelt und in der daraus entstehenden Pflanzenkohle gebunden. Dadurch wird der Atmosphäre CO2 entnommen. Zudem wird bei der Verschwelung Energie produziert. Ein Drittel der in der Anlage erzeugten Energie braucht es für den Betrieb der Pyrolyseanlage, der Rest fliesst in ein neues Fernwärmenetz in Luthern.
Die Pflanzenkohle wird als Futterergänzung den umliegenden Bauern verkauft. So könne die Pflanzenkohle Giftstoffe im Magen der Kühe binden und die Verdauung der Tiere verbessern. Die Pflanzenkohle wird von den Tieren nicht verdaut, sondern in Form von Mist wieder ausgeschieden, was das Wachstum der Pflanzen begünstige.
Die Pyrolyseanlage in Hofstatt wurde CO2 negativ gebaut. Das heisst, es wurde mehr CO2 dafür gebunden, als freigesetzt. Im Beton und im Asphalt rund um die Anlage steckt Pflanzenkohle. Sie dient dort als CO2 Senke und soll Rissen vorbeugen. Noch nie zuvor wurde ein Gebäude so gebaut. EOC energy ocean GmbH plant bereits weitere Pyrolyseanlagen im Kanton Luzern.
Nach der Vorstellungsrunde, den aufschlussreichen Kurz-Interviews und der Fragerunde genossen die Teilnehmenden einen köstlichen Lunch und anregende Gespräche im Restaurant Olivo.